Eine der am meisten verbreiteten Hautkrankheiten ist Neurodermitis. Rund 4 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Sie leiden unter trockener, schuppiger und häufig stark juckender Haut und Ekzemen. Diese Beschwerden tauchen schubartig auf und bedürfen im akuten Stadium oft der Behandlung mit Medikamenten. Daher ist es so wichtig, Neurodermitis gut zu erkennen und so lange wie möglich einem Schub vorzubeugen. In diesem Blog erläutern wir, woran Sie Neurodermitis erkennen, was die Hautkrankheit bedeutet und was Sie tun können, um die Symptome zu lindern oder bestenfalls Beschwerden vorzubeugen.
Was ist Neurodermitis?
Begriffsklärung
Der Begriff Neurodermitis leitet sich von den griechischen Begriffen für Nerven (Neuron) und Haut (Derma) ab. Das Suffix -itis verweits dabei darauf, dass es eine entzündliche Krankheit ist. Man nahm also an, dass sich die Nerven entzündeten. Inzwischen gehen Wissenschaftler davon aus, dass Neurodermitis durch erbliche Veranlagung auftritt. Der Begriff hat sich daher verändert und heute spricht man in medizinischen Kreisen eher vom atopischen Ekzem oder atopischer Dermatitis. Die Krankheit ist nicht ansteckend.
Veranlagung
Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf eine Erkrankung liegt bei Babys vor, deren Eltern ebenfalls unter Neurodermitis leiden. Ist ein Elternteil erkrankt, liegt sie bei 40%, sind beide betroffen, steigt sie auf 60-80%. Die Veranlagung muss dabei nicht in eine akute Erkrankung ausbrechen. Neurodermitis-Erkrankte haben offenbar ebenfalls eine stärkere Neigung zu Heuschnupfen und allergischem Asthma. Auch hier gilt: ist ein Elternteil oder beide betroffen, ist das Risiko, dass das Baby eine Neurodermitis-Neigung hat, erhöht.
Symptome
Das wohl bekannteste Symptom bei Neurodermitis ist wohl der starke und sehr quälende Juckreiz. Die Haut von Betroffenen ist meist sehr trocken und rau und entzündet sich leicht. Neurodermitis-Patienten haben ein verändertes Mikrobiom der Haut und ebenfalls weniger Hautfett. Untersuchungen lassen vermuten, dass die Gene ein bestimmtes Eiweiß, Filaggrin, nicht ausreichend produzieren können, wodurch keine starke, gesunde Oberhaut aufgebaut werden kann. So ist die Hautbarriere durchlässiger. Die Haut kann Feuchtigkeit nicht halten und Keime können leichter eindringen, was zu Infektionen führt. Es kommt zu Ekzemen, die verkrusten oder auch nässen können. Durch den Juckreiz fällt es schwer, nicht zu kratzen, was die Beschwerden verschlimmert. Ein wahrer Teufelskreis.
Typische Hautstellen
Die Ekzeme und Ausschläge sind häufig an ganz typischen Hautstellen zu finden. Bei Babys sind das der Kopf, das Gesicht und die Innenseite der Arme und die Vorderseite der Beine. Auch die Füße und Hände sind oft betroffen. Bei Kindern sind typische Stellen für Ausschläge die Innenseite von Armen und Beinen sowie die Fußgelenken. Jugendliche und Erwachsene haben die juckenden Entzündungen typischerweise an den Händen und Füßen sowie den Beugen der Knie und Ellenbogen.
Betroffene Altersgruppen
Bereits im Säuglingsalter ist Neurodermitis oder atopisches Ekzem eine sehr häufige Erkrankung. Hier ist das Immunsystem noch im Aufbau und liegt eine entsprechende Veranlagung vor, kann es leicht zum Ausbruch kommen. Sehr oft verschwinden die Beschwerden in den frühen Kinderjahren. Bei einigen jedoch bleibt die Autoimmun-Erkrankung bestehen und setzt sich bis ins Erwachsenenalter durch.
Was sind die Ursachen für einen Neurodermitis-Schub?
Auslösung durch Reizstoffe
Neurodermitis flammt in Schüben auf. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Die Haut kann durch bestimmte Textilien auf der Haut, wie etwa Wolle oder synthetische Stoffe, gereizt werden. Ebenfalls reizend können Schweiß oder Hautpflegeprodukte und Waschmittel wirken. Allergene wie Pollen, Milben oder Tierhaare können einen Schub auslösen. Umweltgifte, zu denen auch Rauchen gehört, Infektionen, Nahrungsmittelallergene oder auch das Klima sind weitere. Bei den Nahrungsmitteln sind Kuhmilch, Hühnerei, Sojaprodukte, Nüsse, Gluten oder Fisch häufiger Auslöser. Ebenfalls reizend sollen Zitrusfrüchte, schwarfe Gewürze und Alkohol sein. Diese groben Angaben sagen jedoch nicht viel über den jeweiligen Einzelfall. Welche Nahrungsmittel bei Ihnen auslösend wirken könnten, erfahren Sie meist durch gezieltes Ausprobieren und Weglassen. Ebenfalls lässt sich ein reizendes Klima kaum eingrenzen. Es kann schwüles Wetter sein, oder gerade raue Kälte. Hormone und Stress oder psychische Belastung sind ebenfalls mögliche Auslöser. Die Liste ist lang und die Eingrenzung schwer. Häufig bedeutet das einen langen Weg von Ausprobieren und Ausschließen.
Hygiene
Ebenfalls gibt es Theorien, die den Umgang mit Hygiene als Ursache für ausbrechende Neurodermitis sehen. Sie vertreten die Sichtweise, dass unsere Hygiene zu gut ist. Ein Baby kann keine Immunabwehr gegen Keime aufbauen, so dass das Immunsystem sich gegen den eigenen Körper richtet und mit Allergien und Autoimmun-Erkrankungen reagiert. Als Beleg wird auf Kinder verwiesen, die auf dem Bauernhof aufwachsen oder auf Kinder mit älteren Geschwistern, die durchschnittlich seltener an Neurodermitis erkranken. Auch Thema in der Hygiene-Theorie ist ein zu häufiges Baden. Dies kann die Haut mehr austrocknen, was die Hautbarriere noch mehr schädigt und einen Schub auslösen kann.
Infektionen
Neuere Studien zeigen, dass das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken steigt, wenn ein Kleinkind häufig krank ist. Bestimmte Infekte, wie Durchfall, Mittelohrentzündung oder eine einfache Erkältung scheinen eine Auswirkung auf die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von atopischem Ekzem zu haben.
Was können Sie bei Neurodermitis tun?
Medikamentöse Behandlung
Eine Behandlung der quälenden Hautkrankheit findet im akuten Fall mit Hilfe von Kortisongaben und Immunsuppressiva statt. Die Entzündungen werden behandelt und klingen ab und das Immunsystem wird gehindert, sich erneut gegen die eigene Haut zu wenden. Diese Behandlung hat jedoch Nebenwirkungen und ist auf lange Sicht daher nicht wünschenswert. Daher gilt es, einen Schub so lange es geht hinauszuzögern und Symptomen vorzubeugen.
Vorbeugen - die richtige Hautpflege
Um das Auftreten von Ausschlägen und Ekzemen zu verhindern, muss zunächst die Hautbarriere gestärkt werden. Ist diese intakt, können Keime und Reizstoffe nicht mehr so leicht in die Haut vordringen und Entzündungen verursachen. Ebenfalls verliert die Haut so nicht so schnell an Feuchtigkeit. Sie ist weniger trocken und rau, was den Juckreiz verhindert. Sie müssen nicht kratzen, Entzündungen und Infektionen ist vorgebeugt. Die Hautbarriere stärken Sie vor allem durch dir richtigen Hautpflegeprodukte. Rückfettende Produkte zum Baden und Duschen verhindern das Austrocknen durch warmes Wasser. Cremes mit Urea sind bei Erwachsenen gut geeignet; bei Kindern unter 6 Jahren lassen Sie die Haut oft unangenehm brennen. Weitere förderliche Inhaltsstoffe sind pflanzliches Glycerin, Ceramide, Phosphatidylcholin, D-Panthenol und pflanzliche Öle wie Nachtkerzenöl und Borretsch-Öl. Achten Sie auf einen niedrigen pH-Wert der Produkte und meiden Sie Konservierungsstoffe, Duft- und Farbstoffe, Emulgatoren, Paraffine und Vaseline. Schauen Sie nach speziellen Neurodermitis-Produkten und beachten Sie Ihre Hautbedürfnisse. Sehr trockene Haut benötigt fetthaltige Salben, weniger trockene oder gar nässende Haut verträgt Emulsionen besser.
Vorbeugen - Reizstoffe erkennen und vermeiden
Ebenfalls vorbeugend wirkt natürlich, wenn Sie die jeweiligen Reizstoffe, auf die Ihre Haut reagiert, ausfindig machen können. Am besten hilft dabei ein Neurodermitis-Tagebuch. Schreiben Sie genau auf, wie Sie Ihren Tag verbingen. Wie ist die Stimmung, was essen Sie, wie kleiden Sie sich, wie ist das Wetter, welche Pflanzen blühen etc. Mit der Zeit können Sie so bestimmte Muster erkennen und Stoffe herausfiltern, die Sie dann im nächsten Schritt meiden. Notieren Sie wiederum, wie Ihre Haut nun reagiert. So können Sie Reizstoffe eingrenzen und Ihnen so gut es geht aus dem Weg gehen.
Geeignete Kleidung
Tragen Sie möglichst Kleidung, unter der Ihre Haut atmen kann. Verwenden Sie Baumwollstoffe oder Seide und achten Sie auf weitere Schnitte. So entsteht weniger Reibung und die Haut bekommt Luft, was auch unnötiges Schwitzen verhindert, das die Haut ebenfalls reizen kann.
Hautschutz
Duschen und Baden Sie kurz und nicht heiß, sondern eher lauwarm. Rubbeln Sie Ihre Haut danach nicht trocken, sondern tupfen Sie mit einem weichen Tuch. Vermeiden Sie Duftstoffe und Parfums auf der Haut. Tragen Sie für Reinigungsarbeiten oder im Garten Handschuhe. Kühlen Sie juckende Haut und verhindern Sie das Kratzen. Bei Babys helfen Baumwollhandschuhe, damit Sie sich im Schlaf die Haut nicht aufkratzen. Halten Sie ansonsten die Fingernägel kurz, denn auch am Tag sollte die zarte Babyhaut geschützt sein.
Alternative Behandlungsmethoden
Neben der Gabe von Kortison und Immunsuppressiva können Sie auch alternative Behandlungswege beschreiten. Besprechen Sie dies jedoch stets mit Ihrem behandelnden Arzt, damit die individuelle Therapie entsprechend angepasst werden kann. Mögliche Alternativen sind Homöopathie, Schüssler Salze, Bachblüten oder Akkupunktur. Auch heilungsfördernde Hausmittel gibt es. So wirken Umschläge mit schwarzem Tee dank der Gerbsäure abheilend auf nässende Ekzeme und sie lindern den Juckreiz. Johanniskrautöl und Nachtkerzenöl pflegen intensiv und können die Genesung unterstützen.
Ruhe und die Seele streicheln
Zu guter Letzt: sorgen Sie gut für Ihre Seele! Stress und psychische Belastung sind nicht nur für Menschen mit Autoimmun-Erkrankungen beschwerlich, aber hier können Sie einen Schub befördern. Achten Sie daher auf ausreichenden Schlaf und kommen Sie zur Ruhe durch Meditation, Yoga, Chi Gong... Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie sich belastet fühlen und denken Sie daran, dass Sie mit Ihrer Neurodermitis nicht allein sind.